Der Stifter
Guido von Castelberg

Geboren wurde Guido Victor am 6. September 1927 in Zürich als zweiter Sohn des Juristen und Versicherungsexperten Victor von Castelberg (1890–1957) und der Martha von Castelberg-von Orelli (1892–1971). Guidos Vater gehörte zum angesehenen Disentiser Zweig der Familie von Castelberg. Er arbeitete in Zürich bei der Rückversicherungs-Gesellschaft (heute: SwissRe), wo er 1931 zum Direktionsmitglied ernannt wurde. Seine Mutter entstammte der begüterten Bankiersfamilie von Orelli. Die Familie lebte in einer herrschaftlichen Villa am Zürichberg.

Rund um seine komponierende Mutter war Musik in Guidos Jugendjahren allgegenwärtig. Wie früher auch seine Mutter, besuchte der musikalisch begabte Guido Geigenunterricht bei Alexander Schaichet.
Die Familie von Castelberg pflegte eine innige Beziehung zu ihrer Heimat Disentis, dem Benediktinerkloster und zur Landschaft der Surselva. Sie verbrachten dort sommers wie winters ihre Ferien. Mit 11 Jahren schrieb Guido ein Gedicht über die hoch über dem Klosterdorf gelegene Alp Lumpegna, welche Vater Victor von Castelberg 1938 erworben hatte und die später in den Besitz von Guido überging. Die Bedeutung der Alp für den Jugendlichen illustriert ein längerer Text, den er mit etwa 14 Jahren geschrieben und mit einer Tuschzeichnung versehen hatte.

Seine tiefreligiöse Mutter lebte Guido den katholischen Glauben vor. Die Kirche prägte Guidos Erziehung nachhaltig. Seine religiöse Sozialisierung fand im Umfeld der nahe gelegenen katholischen Kirche St. Martin an der Krähbühlstrasse statt. Hier wurde er 1939 auch gefirmt und fand 2015 Guidos Abdankungsgottesdienst statt. Die Familie von Castelberg unterstützte den Bau dieser Kirche sowohl ideell als auch finanziell. Guido stand später in seinem Leben kirchlichen Modernisierungstendenzen kritisch gegenüber.
Ab 1939 besuchte der er das privat geführte, christlich-humanistisch geprägte «Freie Gymnasium» Zürich.

Anschliessend studierte Guido von Castelberg an der Universität Zürich Volkswirtschaft und Jurisprudenz. Beide Studiengänge schloss Guido von Castelberg mit dem Doktortitel ab. 1950 erschien die Dissertation in Volkswirtschaft «Politik des billigen Geldes in der Schweiz», 1953 folgte diejenige in der Jurisprudenz «Der Geldwert als Rechtsproblem insbesondere bei Verkehrsgeschäften».
Zwei Jahre später erwarb er das Anwaltspatent. Dr. iur. und Dr. oec. publ. Guido von Castelberg baute sich eine Karriere als Rechtsanwalt mit Kanzlei an der Stockerstrasse in Zürich auf, er spezialisierte sich auf die Synthese von Recht und Wirtschaft.

Als Rechtsanwalt war Guido von Castelberg hoch angesehen. Auf Antrag der Christlichdemokratischen Volkspartei CVP wurde er 1965 vom Kantonsrat zum nebenamtlichen Ersatzrichter am Kassationsgericht Zürich gewählt, ab 1970 war er ordentliches Mitglied. Guido von Castelbergs Credo als Anwalt und Richter war stets, «Urteile zu finden auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit in einer unvollkommenen Welt». (Prof. Walther J. Habscheid). Als Krönung dieser Tätigkeit, war er von 1987 bis 1997 Präsident des Zürcher Kassationsgerichts.

In den über drei Jahrzenten seiner Tätigkeit als Richter und als Gerichtspräsident des Kassationsgerichts «hat er sich ausserordentliche Verdienste um die Zürcher Justiz erworben». (Prof. Karl Spühler, ehemaliger Bundesrichter)
In dieser Zeit outete Guido sich in einem Zeitungsinterview als homosexuell, um sich nicht erpressbar zu machen.

Sein grosse Leidenschaft galt der Musik. Ab 1950 wirkte für viele Jahre als Agent der international bedeutende Sopranistin Elsa Cavelti. Er beriet auch seine komponierende Mutter Martha von Castelberg, vermittelte Kontakte und ermutigte sie zur Publikation ihrer Werke bei verschieden Verlagen.

1958 wurde Guido Vorstandsmitglied der Tonhalle-Gesellschaft Zürich, von 1968 bis 1975 war er Präsident der Musikkommission des Tonhalle-Orchesters. In dieser ehrenamtlichen Funktion war er massgeblich beteiligt an der Programmgestaltung und an der Auswahl der Dirigenten und Solisten.

Auch sein älterer Bruder Carlo war als Präsident des Kunsthaus Zürich ein bedeutender Exponent der Zürcher Kulturszene.

Wie seine Familie war auch Guido zeit seines Lebens eng mit seiner Heimat Disentis verbunden. Davon zeugt eine umfangreiche Kollektion alter Postkarten zu Disentis und Umgebung, die er sich in jahrzehntelanger Suche auf Sammelbörsen zusammenstellte. Zur Auseinandersetzung mit der Surselva gehörte für Guido von Castelberg auch die Ahnenforschung. Schon sein Vater Victor hatte sich damit beschäftigt und 1941 in den Bündner Monatsblättern das Essay «Die Siegel und Wappen der von Castelberg» veröffentlicht. «Die Familie von Castelberg», eine fast 600 Seiten starke Genealogie die der Kunsthistoriker Erwin Poeschel verfasste, konnte nach dem Tod Victor von Castelbergs unter der Ägide von Guido erfolgreich abgeschlossen und 1959 im Verlag Sauerländer herausgegeben werden.

Guido von Castelberg gründete 2003 zu Ehren seines Vaters die Victor von Castelberg-Stiftung, die sich der Erhaltung und Erweiterung des Familienarchivs, der Familienforschung sowie dem Erwerb, der Erhaltung und der Pflege von Objekten mit einem Bezug zur Familie von Castelberg widmet. Ein Jahr später folgte die Martha von Castelberg-Stiftung in Gedenken der Mutter.

Guido von Castelberg starb am 20. April 2015 in Zürich.

Foto oben: Artur Rubinstein (Pianist) mit Guido von Castelberg in der Tonhalle Zürich
Foto unten: Guido auf der Terrasse des Hauses in Disentis

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