Familie von Orelli

Die Familie von Orelli, Abkömmlinge von Locarnesischen Glaubensflüchlingen, die 1555 nach Zürich ausgewandert waren, waren im 16. Jahrhundert schwergewichtig im Handel mit Produkten wie Zwirn, Woll- und Baumwolltuch, die sie hauptsächlich nach Oberitalien exportierten, tätig. Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert war die Familie mit verschiedenen Seidenhandelsfirmen erfolgreich. Mit einem in dieser Zeit für Schweizer Verhältnisse neuen Geschäftsmodell, nach welchem die Rohseide in Oberitalien eingekauft, in Zürich zu Seidenstoff verarbeitet und anschliessend in der Schweiz und Europa verkauft wurde, gelangte sie zu Reichtum. So standen 1700 gemäss der Zürcherischen Steuerlisten diese Unternehmen an der Spitze der Zürcher Kaufmannschaft, Mitte des 18. Jahrhundert noch an dritter und 1797 noch immer an neunter Stelle.

Parallel zum wirtschaftlichen Aufstieg wuchs auch ihr soziales Ansehen. Die Familie war 1592 bedingt ins Zürcher Bürgerrecht aufgenommen worden. Nachdem sie 1679 das vollständige Bürgerrecht mit Wählbarkeit in politische Ämter erlangt hatte, stiegen Exponenten der Familie auch in Politik, Militär und Kirche zu führenden Positionen auf. Bis 1798 gelangten sodann sechs Mitglieder in den Kleinen Rat und mit Hans Heinrich von Orelli (1714–1785) stellte die Familie zwischen 1778 und 1785 sogar einen Bürgermeister. Mit dem Erlangen des vollen Bürgerrechts eröffnete sich für die Mitglieder der Familie zudem die Möglichkeit, den Pfarrberuf zu ergreifen oder Offiziersstellen in der Zürcher Miliz oder in fremden Diensten zu erlangen. Sechs Mitglieder der Familie ergriffen im 18. Jh. den Pfarrberuf, drei weitere gelangten zu Chorherren- und Professorenwürden am Collegium Carolinium (theologische Vorgängerinstitution der Universität Zürich). Andere Vertreter der Familie traten als Offiziere in französische oder holländische Dienste, wo sie – wie zum Teil auch in der Zürcher Miliz – bis zum Rang eines Obersten aufstiegen.

Ab 1800 war die Familie – neben dem Textil- und Seidenhandel – vermehrt in akademischen Berufen sowie im Stadtdienst tätig. Die von Orellis stellten Professoren an der Universität Zürich und Basel, Instruktionsoffiziere in der Schweizer Armee sowie Richter (u.a. zwei Oberrichter) in diesen neuen Berufsfeldern.

Ab 1784 nannte sich die Familie mit Berufung auf die adlige Herkunft in Locarno von Orelli.

Der Familienzweig, dem Martha von Castelberg entstammt, ist nach deren Wohnsitz, dem herrschaftlichen Haus «Zum Thalhof» am Talacker in Zürich, benannt. Der «Thalhof» war nicht nur Wohnhaus, sondern gleichzeitig Geschäftssitz der Firma «Pestalozzi im Thalhof». Diese Firma hatte sich Anfang des 19. Jahrhunderts aus einer Seidenhandelsfirma, welche parallel auch Bank-, vornehmlich Kredit- und Hypothekargeschäfte tätigte, zu einer Privatbank entwickelt. Ihr Grossvater (Hans Conrad von Orell-Ziegler), ihr Vater (Eduard von Orelli-von Reding sen.) sowie ihr Bruder Eduard von Orelli-von Reding jun.) leiteten die Bank, die seit 1891 als Orelli im Thalhof firmierte. Das Bankhaus wurde 1973 von der Bank A. Sarasin & Cie. erworben und ging und in dieser auf.

Ihr Vater, Paul Carl Eduard von Orelli-von Reding (1849–1927), leitete von 1891–1927 erfolgreich die Privatbank Orelli im Thalhof und war zudem Verwaltungsrat der Schweizerischen Kreditanstalt (heute Credit Suisse) und Präsident der Vorsteherschaft der Bank in Zürich. Er, selber in einem pietistisch-frömmlerischen Milieu aufgewachsen, konvertierte zur Zeit des Kulturkampfs 1882 zum Katholizismus und war ein Förderer der katholischen Kirche in Zürich. Er war massgeblich beim Aufbau des ersten katholischen Spitals in Zürich (Theodosianum), der Missione Cattolica Italiana sowie des Baus der Liebfrauenkirche in Zürich beteiligt.

Kunst spielte in diesem grossbürgerlichen, streng katholischen Milieu eine bedeutende Rolle. Die Mutter von Eduard von Orelli, Bertha von Orelli-Ziegler (1812–1891), war eine mütterliche Freundin von Johanna Spyri (1827–1901), die häufig zu Gast im «Thalhof» war. Auch mit Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898), einem Neffen von Bertha, war die Familie bestens bekannt. Marthas von Castelbergs Vater Eduard von Orelli, selbst ein begeisterter Cellist, war langjähriges Vorstandmitglied der alten Tonhallegesellschaft und wirkte zudem als Musik-Kritiker bei den Tonhalle-Konzerten. Er war zudem mit Friedrich Hegar (1841–1927), dem ersten Dirigenten des 1868 gegründeten Tonhalle-Orchesters befreundet.

Der Historiker Martin Schmid arbeitet im Collegium Helveticum in Zürich. Er schreibt die Familiengeschichte der Familie von Orelli, die im Jahr 2022 in Buchform erscheinen wird.

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